Leitfaden für die Auswahl einer Mitmachreise im Natur- und Artenschutz - Top Ten Tips

Immer mehr Menschen setzen sich auch in ihrer Freizeit aktiv für den Naturschutz ein. Statt ihren Urlaub im Hotel zu verbringen, wollen Naturfreunde immer häufiger als Freiwilligenhelfer im Natur- und Artenschutz tätig werden und sich rund um den Globus engagieren. Das Angebot ist groß und so bleibt die Qual der Wahl oft beim Freiwilligen. Denn nicht selten verwenden profitorientierte Anbieter die finanziellen Mittel anders, als erwartet. Biosphere Expeditions hat zusammen mit VOX hundkatzemaus und dem Magazin natur einen Leitfaden mit Auswahlkriterien entwickelt, der keine Fragen mehr offen lässt.

1. Reputation Ist die Organisation preisgekrönt, gibt sie Auskunft über Projekterfolge?

2. Qualifizierte Mitarbeiter Begleiten ausgebildete und geprüfte Expeditionsleiter und Ansprechpartner die Reise?  

3. Geld Wie wird das Geld auf Projekt und Kosten verteilt? Wird es transparent dargestellt?  

4. Informationsfluss Wie berichtet die Organisation über Projektfortschritte?  

5. Selbstreflexion Was kann der Teilnehmer für sich selbst erwarten? Abenteuer, Selbsterfahrung?  

6. Nutzen vor Ort Was bleibt im Land?  

7. Mitreisende Ist es eine für mich passende Reisegruppe?  

8. Im Feld
Wie sieht ein typischer Tag aus?

9. Gefangene Tiere Warum sind die Tiere in Gefangenschaft und wie ist ihre Haltung?

10. Umgang mit Tieren im Feld
Wie und zu welchem Zweck werden Tiere in das Projekt eingebunden? Entspricht das den allgemeinen Tierschutzrichtlinien?

1. Reputation

Bei der Suche nach dem richtigen Veranstalter sollte das Ansehen und Profil der jeweiligen Organisation genau unter die Lupe genommen werden. Welche Projekterfolge kann der Anbieter bereits verzeichnen? Ist die Organisation gut etabliert und hat sie wirklich etwas verändern können? Hat der Veranstalter bereits Auszeichnungen für seine Projekte erhalten?

2. Mitarbeiter

Des Weiteren können die Mitarbeiter und Expeditionsleiter eine große Rolle bei der Entscheidung nach dem richtigen Freiwilligenprojekt spielen. Wie qualifiziert sind die Betreuer und Feldforscher? Ist das Personal tatsächlich geprüft und entsprechend ausgebildet? Stehen wirklich wissenschaftliche Befunde und Beobachtungen im Vordergrund? Oder ähnelt die Expedition eher einer touristischen Fotosafari?

3. Geld

Laienhelfer engagieren sich nicht nur im Natur- und Artenschutz; sie wollen nachhaltig tätig werden und tatsächlich etwas verändern. Umso wichtiger also, dass die eigenen Investitionen auch wirklich dort landen, wo sie gebraucht werden. Seriöse Veranstalter geben Auskunft über die Finanzierung und Verteilung der Mittel. Scheuen Sie sich also nicht und fragen Sie nach: Was passiert mit meinem Geld und wofür wird es verwendet? Werden durch meinen Beitrag wirklich lokale Projekte gefördert? Wie groß ist das Budget für Forschung und die Förderung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse? Gibt es Finanzierungs- oder Rechenschaftsberichte?

4. Informationsfluss

Bei der Entscheidung nach dem richtigen Anbieter kann außerdem die Frage nach dem Informationsfluss der Organisation behilflich sein. Die meisten Projekte sind über einen langen Zeitraum angelegt. Stellen Sie sicher, dass Sie nicht nur vor und während Ihrer Mithilfe über die Fortschritte und Pläne des Veranstalter informiert werden, sondern auch noch danach. Sind die Berichte und eventuelle Erfolgsmeldungen tatsächlich aktuell? Werden ehemalige Expeditionsteilnehmer auch noch nach ihrem Mitwirken und nach ihrer Zahlung weiterhin informiert?

5. Selbstreflexion

Um bösen Überraschungen vorzubeugen, sollten Sie sich von vornherein über Ihre Erwartungen klar werden. Schließlich hat die Arbeit eines Laienhelfers im Naturschutz nichts mit einer Safari oder einem wilden Streichelzoo gemeinsam. Sind Sie dazu bereit, die Sonnenliege am Planschbecken gegen Wanderschuhe, Feldstecher und GPS-Gerät zu tauschen? Was erhoffen Sie sich vom Freiwilligendienst im Naturschutz? Abenteuer, Training, neue Erfahrungen, wirkliche Veränderung, einen Blick hinter die Kulissen oder das Erlernen von Arbeitstechniken? Wie wird die Organisation Ihren Anforderungen gerecht?

6. Nutzen vor Ort

Naturschutz findet global und auf allen Ebenen statt. Veränderungen und Umweltbewusstsein sollten nicht nur für die Dauer des Aufenthaltes, sondern nachhaltig gestaltet werden. Ist die Organisation Kooperationen mit lokalen Verbänden und Institutionen eingegangen? Unterstützt der Veranstalter die Region und ihre Gemeinden? Wird Aufklärung vor Ort betrieben? Was bleibt im Land, wenn sich der Expeditionsanbieter irgendwann daraus zurückziehen wird?

7. Mitreisende

Bei einer Expedition ist jeder Mitwirkende auf seine Weggefährten angewiesen; Arbeit und Engagenemt in der Gemeinschaft sind unabdingbar, um die Natur und all ihre Lebewesen nachhaltig zu schützen. Wissenschaftler tragen genauso dazu bei, wie Laienhelfer. Ergebnisse können schließlich nur ausgewertet werden, wenn jemand die Ergebnisse zuvor gesammelt hat. Bei einer Expedition sind Ihre Mitreisenden nicht nur Ihre Nachbarn, sondern gleichzeitig auch Ihre Kollegen. Welches Publikum wird von der Organisation angesprochen? Was für Menschen werden für diese spannende Zeit Ihre Weggefährten sein? Der Expeditionsveranstalter sollte Ihnen Auskunft über solche Fragen geben können.

9. Im Feld

Wer als Mitforscher an einer Expedition teilnehmen möchte, sollte sich im Klaren darüber sein, dass die Reise kein Pauschalurlaub wird. Um sich einen besseren Eindruck über die Tätigkeiten machen zu können, sollte man sich als Mitreisender zuvor über den Expeditionsablauf informieren. Wie sieht ein typischer Expeditionstag aus? Und welche körperlichen oder sprachlichen Voraussetzungen werden von Ihnen verlangt? Wie sind Unterbringung und Verpflegung gestaltet? Welche Reisevorbereitungen müssen Sie treffen?

10. Gefangene Tiere

Natur- und Artenschutz beinhaltet manchmal auch die zeitweilige und vorübergehende Gefangenschaft von Wildtieren. Um die Natur und ihre Lebewesen besser verstehen zu können, müssen einige Tiere mit Sendern ausgestattet, vermessen, gewogen und verzeichnet werden. Das erfordert in manchen Fällen auch ihre temporäre Haltung in Gefangenschaft. Doch nicht alle Expeditionsveranstalter nehmen Wildtiere nur für einen kurzen Zeitraum und für wissenschaftliche Erhebungen gefangen. Informieren Sie sich vorher darüber und fragen Sie im Zweifelsfall nach. Warum genau und zu welchem Zweck werden Tiere gefangen gehalten? Und wie lange werden sie ihrem natürlichen Umfeld entrissen? Von Arbeiten in Zoos oder mit Tieren, die mehr als wenige Tage gefangen gehalten werden, ist grundsätzlich abzuraten.

11. Umgang mit Tieren im Feld

Der Umgang mit Tieren in ihrer natürlichen Umgebung erfordert viel Fingerspitzengefühl und Vorwissen. Gefährdete Arten sollten nur sehr schonend zu forschungsorientierten oder veterinären Zwecken eingefangen werden. Auch die Untersuchungen oder eventuelle medizinische Behandlungen sollten nur unter den strengen Richtlinien des Tierschutzes durchgeführt werden. Wie findet also der Kontakt mit Wildtieren statt? Aus welchen Gründen und in welcher Weise werden sie im freien Feld untersucht? Laienhelfer sollten im Vorfeld eine Einweisung im Umgang mit Wildtieren erhalten. Nur so kann ein behutsames und gewissenhaftes Miteinander von Mensch und Tier gewährleistet werden.

Dr. Matthias Hammer, Gründer und Chef von Biosphere Expeditions, steht Rede und Antwort.

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